Da ich speziell in den ersten drei Bänden von „Jahre des Sturms“ immer wieder Bezug darauf nehme, ist es vielleicht an der Zeit, etwas zu „Vom Winde verweht“ zu sagen.
Die meisten kennen sicher nur den Film. Das Buch ist vom Gefühl, der Art und vor allem seiner Ausführlichkeit jedoch recht anders. Wer es nie gelesen hat, sollte es tun. Man muss es im Kontext seiner Zeit einstufen und sich kritisch damit auseinandersetzen, denn Margaret Mitchell hat den „alten Süden“ recht positiv und ein bisschen verklärt gezeichnet. Eine so radikale Abrechnung, wie ich sie in Band 1 Melanie untergeschoben habe, wäre ihr nicht in den Sinn gekommen.
Natürlich war es ein Witz, Gales Schulfreundin Melanie und Adrians Bekannte Scarlett zu nennen – und beide wollen dem Frauenbild des alten Südens so gar nicht entsprechen.
Für Gale ist die Szene mit dem Vorhang in „Vom Winde Verweht“ ein Schlüsselmoment (Band 3). Was hat es damit auf sich? Nun, der Krieg ist über die Plantage (Tara) hereingebrochen, und die Frauen sind allein dort, also schutzlos ohne Mann – und vor allem ohne Geld. Die einzige Geldquelle, die ihnen in den Sinn kommt, ist Rhett. Scarlett soll zu ihm gehen und ihn um Geld bitten. Da sie zu stolz dafür ist, ihr aber nichts anderes übrigbleibt, will sie wenigstens nicht wie eine Bittstellerin auftreten. So nähen die anderen Frauen ihr ein Kleid aus einem Brokatvorhang, eines der wenigen noblen Stücke, die in dem geplünderten Herrenhaus noch intakt sind.
Diese Szene ist in zweifacher Hinsicht symbolisch. Zum einen steht sie für den „Stolz des Südens“, der in den Südstaaten noch heute eine Rolle spielt – und vor allem in Charleston präsent ist. Zum anderen für den schönen Schein, hinter dessen Fassade sich Abgründe auftun können.
Mit beidem hadert Gale oft – und manchmal auch mit seinem eigenen Stolz. Er redet nicht gern über seine Gefühle, bittet nicht gern um Hilfe, und sein manchmal sturer Gerechtigkeitssinn fällt auch ein wenig in diese Kategorie.
Daher schienen mir der Vergleich und der Bezug zu diesem berühmten Buch passend.
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