Queere Menschen hat es zu allen Zeiten gegeben, denn es ist Teil unseres Spektrums. Leider war der Umgang mit ihnen nur selten gut. Positive Beispiele kennen wir fast nur aus der Antike wie die Vorliebe für männliche Paare im spartanischen Heer oder das Grab eines schwulen Paars in Ägypten. Sobald vor allem christliche Religionsführer erst einmal verkündet hatten, es wäre widernatürlich, fing es an, schwierig zu werden. Diplomatisch ausgedrückt. Auch wenn es Phasen gab, in denen „solche Vorlieben“ zumindest toleriert wurden, wie etwa unter Künstlern der Renaissance.
Es wurden aber auch immer queere Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität verfolgt und umgebracht.
Aus der jüngeren Geschichte kennen wir die Sodomie-Gesetze in vielen Ländern, den „rosa Winkel“ und den Tod tausender queerer Menschen im KZ, das völlige Auslöschen von Interpersonen aus dem Gedächtnis, indem man sie zwanghaft einem Geschlecht zuordnete, und die Pathologisierung von Transpersonen.
Mit den 68ern kam es zu einer „Befreiung der Sexualität“, die es auch queeren Menschen ermöglichte, sich zu Wort zu melden.
Es folgten ein paar Jahrzehnte, die heute im Rückblick gern als frei, liberal und fortschrittlich beschrieben werden. Auf Teile der Gesellschaft, vor allem in einigen Städten, trifft das zu, auf andere eher nicht so.
Vor allem täuscht es darüber hinweg, dass wir gar nicht so furchtbar weit gekommen sind, wie es scheint. Mehr als eine Aufbruchstimmung und die Erringung von ein paar Gesetzen gab es eigentlich nicht. Das mag unzufrieden klingen, aber wieso sollen wir dankbar dafür sein, ein paar Krumen bekommen zu haben?
Hinzu kommt eine lange Liste an Opfern von Queerfeindlichkeit, die von Jahr und Jahr länger wird.
In den USA listet das FBI für 2021 1.707 Fälle von Gewalt gegen queere Personen auf. Und das sind nur die, die gemeldet und offiziell als Hate Crime eingestuft wurden. Da es in vielen Staaten noch immer keine Gesetze gegen Hasskriminalität gibt – und zwar genau in denen, in denen queere Menschen besonders angegriffen werden -, ist das nur die Spitze des Eisbergs.
In Deutschland wurden 2022 227 Fälle von Gewalt wegen sexueller Orientierung (insgesamt 1.005, wenn Beleidigungen und Volksverhetzung dazugezählt werden) und 82 Fälle von Gewalt wegen geschlechtlicher Diversität (insgesamt 417) offiziell gemeldet. Viele Fälle tauchen in diesen Statistiken aber ebenfalls nicht auf. Entweder weil die Betroffenen nicht zur Polizei gehen oder weil die Straftaten nicht als Hassverbrechen eingestuft werden. Die Dunkelziffer ist also sehr viel höher.
Extreme Ausmaße finden sich vor allem in den USA mit z. B. dem Orlando Shooting 2016 (mit 49 Toten und 53 Verletzten) und zuletzt mit dem Colorado Shooting im November 2022 (mit 5 Toten und 25 Verletzten).
Die Zahlen mögen unzuverlässig sein, das Gefühl der Community, dass der Hass extrem zugenommen hat, täuscht trotzdem nicht.
Als in Band 10 von „Jahre des Sturms“ die Bombe explodiert, fällt der Verdacht somit zuerst auf queerfeindliche Gruppierungen. Reflexartig, weil der Hass so normal ist, als gehöre zum Leben von queeren Menschen dazu. Leider ist das für viele tatsächlich so – zunehmend auch wieder in vermeintlich so zivilisierten Ländern wie unserem.
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