Indigo ist doch eine Farbe, oder? Richtig.
Wilder Indigo kann aber noch mehr. Er ist eine mehrjährige Pflanze, die im Laufe der Zeit tiefe Wurzeln ausbildet, was bei der Verdichtung des Bodens hilfreich ist. Er ist robust und wenig anfällig für Krankheiten und Schädlinge, seine Blüten sind aber bei Schmetterlingen und Bienen beliebt. Da er Flussufer mag, ist er ideal für unser Dorf.
Er ist eine Heilpflanze. Tees und Sude aus seinen Wurzeln können gegen Insektenbisse, Übelkeit, Fieber, Infektionen, Schmerzen sowie zur Stärkung des Immunsystems eingesetzt werden.
Seine Sprossen werden gern wie Spargel zubereitet gegessen.
Auch kann er zum Färben eingesetzt werden, wenngleich er nicht mit dem indischen Indigo verwechselt werden darf. Bei den Ureinwohnern von Amerika war er dennoch zu diesem Zweck im Einsatz. Aus den Blättern wird blauer Farbstoff gewonnen, aus den Stängeln – dem „Holz“ – roter.
Mit den frischen Blättern wird ein „Farbtopf“ angesetzt, zu dem ein „Agent“ gegeben werden muss, wie zum Beispiel vergorenes Obst, und ein Treibmittel, wie zum Beispiel Backpulver. Je nach dem, wie lange der Sud steht, ob er gekocht oder fermentiert wird, fällt das Färbeergebnis aus. Voraussagen lässt es sich jedoch nicht. Es kann hellblau oder tiefblau sein – oder auch schon mal so, was wir dann „indigoblau“ nennen.
Man kann mit fertigen Textilien wie T-Shirts experimentieren, oder man arbeitet mit ganzen Stoffbahnen, die man erst danach zu Kleidungsstücken verarbeitet.
Die Idee, dass die Dorfbewohner ihre eigene Kleidung herstellen und so eine eigene Identität schaffen, kam mir erst, nachdem ich die Pflanze zum Titelhelden gemacht hatte. Doch ich finde, es passt. Viele Afroamerikaner ringen noch heute um eine eigene Kultur, und die besondere Konstellation, dass die Dorfbewohner sich mit der Farm eine eigene Welt schaffen können, war eine gute Gelegenheit, mich mit dem Thema zu beschäftigen.
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