Outtake 2

Veröffentlicht am 31. August 2024 um 12:23

Hier kommt der zweite Teil des Textes, der es wegen Überlänge nicht ins Buch geschafft hat:

 

Der Rappe trabte munter den Weg entlang, blieb dann wie angewurzelt stehen und starrte auf ein kleines Haus auf einer Lichtung zwischen blühenden Obstbäumen und Sträuchern. Auch ein eingefasstes Feld befand sich hier.

„Das ist die Imkerei“, erklärte Gale. „Midnight will jedes Mal hierher und guckt sie sich eine Weile an. Warum auch immer. Wir stellen eigenen Honig und verschiedene Wachsprodukte her.“

„Ja, den Honig konnten wir schon beim Frühstück kosten. Von dem werden wir definitiv etwas mit nach Hause nehmen“, sagte James und sah zu den Bienen hinüber, die fröhlich summend durch die Gegend schwirrten.

„Ein paar Kerzen wären auch nicht schlecht. Für den Garten“, merkte Matt an und wich einer Biene aus, die ihm vor dem Gesicht herumflog. „Ich tue dir nichts, du tust mir nichts! Deal?“

Die Biene flog von dannen.

„Jetzt sag mir nicht, du hast Angst vor Bienen?“, fragte Gale ungläubig.

„Doch. Zwar nur ein wenig, aber seitdem ich als Kind von einer hinterm Ohr gestochen wurde, mag ich es nicht sonderlich leiden, wenn sie vor meinem Gesicht herumschwirren.“

„Können wir weiter?“, fragte Gale sein Pferd.

Midnight schnaubte und steuerte die freie Fläche neben der Imkerei an. Er verfiel in einen Galopp, von dem sich diesmal auch Emmett und Beryl anstecken ließen. Die Wiese lud wohl einfach dazu ein, darüber zu stürmen.

Dahinter bog Midnight in den Wald ab und verlangsamte das Tempo. Neugierig folgte er dem Geräusch von Sägen und Äxten, und Gale ließ ihn seinen Entdeckergeist befriedigen.

„Ab hier ist der Wald noch nicht renaturiert“, erklärte er James und Matt und wies auf die trockenen Zedern. „Es dauert, bis man eine so riesige Fläche bearbeitet hat.“

Kurz darauf kamen eine Gruppe Waldarbeiter und die beiden Clydesdales in Sicht, die ihre Pferdefreunde begrüßten.

„Aber mit Pferdestärken um einiges umweltfreundlicher, und außerdem kommen sie in Lücken, wo Maschinen teils nicht hingelangen“, sagte Matt und bewunderte die großen Tiere.

„Ja, schließlich wollen wir die Natur wiederherstellen, nicht sie ruinieren.“ Gale ließ Midnight neben den beiden Kaltblütern halten und wandte sich an Tyrese, der hier das Kommando hatte. „Wie läuft‘s?“

„Sagen wir mal so: Wir sind im Plan“, erwiderte der ältere Mann. Dann blickte er zu Matt und James und lachte. „Wir sind gerade unhöflich.“

Erst jetzt wurde Gale klar, dass sie automatisch Gullah gesprochen hatten. „Sorry. Ich vergesse das immer wieder.“

„Kein Problem“, sagte James und lächelte dem Mann zu. „Ich bin James, und das ist mein Mann Matt.“

„Ich bin Tyrese – und ich sagte gerade zu Gale, dass wir im Plan liegen. Allerdings werden wir die Magnolie dort“, er zeigte auf einen riesigen Baum einige Meter von ihnen entfernt, „doch fällen müssen. Sie ist zu krank und leider im Weg.“

„Wir wollen den Bach hier reinziehen“, erläuterte Gale, „damit das Gebiet stärker versumpft. Nur so können sich bestimmte Tier- und Pflanzenarten ansiedeln und die Überflutungen besser abfließen.“

„Falls ihr einen Tisch aus Magnolie wollt, solltet ihr euch schon mal anmelden“, fügte Tyrese mit einem Lachen hinzu.

„Nein, also einen neuen Tisch brauchen wir nicht, oder, Honey?“, fragte Matt.

James schüttelte den Kopf. „Können wir eine Pause machen?“

„Jetzt schon?“ Gale warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Sie waren gerade einmal 20 Minuten unterwegs.

„Oha, sieht ganz danach aus, als würde ihm der Hintern wehtun“, witzelte Matt.

„Ich hab‘ eben weniger Sitzfleisch als du.“

Gale lachte, und auch Tyrese konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.

„Midnight will als Nächstes ohnehin zum Bach. Dort können wir eine Pause machen.“

„Wir müssen auch weitermachen“, sagte Tyrese.

Sie sahen noch eine Weile dabei zu, wie geschickt die Arbeiter Baumstämme an den Ketten befestigten, die die Clydesdales zogen, ehe Gale Midnight erlaubte, seiner Nase zu folgen. Die führte ihn auf die besagte Magnolie zu, hinter der ein Bach plätscherte.

In James‘ Gesicht machte sich Erleichterung breit.

„Ich könnte noch ewig so weiterreiten“, meinte Matt, stieg aber dann auch von seinem Pferd, sobald sie die Magnolie erreicht hatten.

„Ich bin sonst auch länger unterwegs“, bemerkte Gale mit einem ironischen Unterton, während er sich ebenfalls aus dem Sattel schwang, um dann zuzugeben: „Aber ja, man muss es gewöhnt sein.“

Der kleine, klare, muntere Bach beschrieb hier einen Bogen und bildete eine flache Bucht. In die watete Midnight hinein, und Emmett und Beryl folgten ihm.

„Ich hätte ein Picknick mitnehmen sollen. So gibt es nur Wasser.“ Gale holte Flaschen aus der Satteltasche und reichte Matt und James je eine. „Das Wasser aus dem Bach ist unser Trinkwasser, aber es muss vorher durch einen Filter.“

„Ach wo, wir können nachher was essen. Aber trinken wäre wirklich nicht schlecht“, sagte Matt und öffnete sein Hemd bis zum Bauchnabel.

„Hey, du sollst dich nicht nackig machen“, sagte James mit einem Schmunzeln.

„Tu nicht so, als ob es dir nicht gefällt, was du siehst.“

James ignorierte ihn und trank ebenfalls etwas.

„Er kann sich ruhig nackig machen“, sagte Gale gelassen. „Wer soll ihn hier sehen? Und? Was macht dein Hintern?“, wandte er sich an James. „Hält der noch etwas durch? Lust auf die Stätte der Sünde, ehe sie abgerissen wird?“

„Meinem Hintern geht’s wieder gut“, antwortete James, während er sein Hemd ebenfalls öffnete.

 

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