Er stellte sich nun direkt vor die Balustrade, die den Geschworenenstand vom Saal trennte. „Es ist sehr einfach, zu hassen, abzulehnen und nicht zu verstehen. Hingegen kostet es viel Mut, nicht das zu tun, was andere von einem erwarten. Jeden Tag. Ich rede nicht nur von queeren Menschen. Nahezu allen, die scheinbar anders sind, wird vorgeworfen, sie würden sich das aussuchen und absichtlich so sein. Glauben Sie mir, niemand ist absichtlich schwul. Erst recht nicht trans. Wer hat schon Lust dazu, sich ständig anpöbeln zu lassen und für jedes kleines Recht kämpfen zu müssen? Niemand macht so etwas freiwillig. Es sucht sich auch niemand aus, als Frau in einem Land geboren zu werden, in dem Frauen nicht mehr wert sind als ein Insekt. Oder vor einem Krieg in ein anderes Land flüchten zu müssen, wo man blöd angemacht wird, weil man denen nicht weiß genug und vor Bomben und Kugelhagel davongelaufen ist, um das nackte Überleben zu retten. Oder schlicht übergewichtig zu sein und dann nicht wie andere Frauen in einem Bikini an den Strand gehen zu dürfen. Nichts davon hat sich jemals jemand ausgesucht. Es ist Zufall, wo und als was wir geboren werden. Wir können nur das Beste daraus machen und darauf hoffen, dass die Gesellschaft, in der wir leben, uns nicht für das verachtet, was wir sind.“
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